Rebekka Bakken – Always On My Mind

Sony Music 2023

Die glockenklare Stimme aus dem Norden, die mit dem leichten „Country“ Zungenschlag, die jeden Liebeskummer nährt und zugleich lindert, diese unverkennbare Stimme ist zurück.

Natürlich ist die Rede von Rebekka Bakken, der wunderschönen Norwegerin, die viele von uns schon gut zehn Jahre begleitet und getröstet hat, wenn das Herz gebrochen war und Liebe weh tat. Diesmal jedoch nicht mit eigenen Worten, sondern Coverversionen von Liedern, die ihr Leben und Schreiben musikalisch inspiriert haben. Kein Wunder, wenn diese Lieder nach ihrer Behandlung wie ihre Originale klingen. Nick Cave ist kaum mehr zu erkennen, aber das macht nichts, denn es ist schließlich ihr Album, kitschig schön. Taschentücher bereit halten, es wird alles wieder gut, sometimes.

Am 2.10.2023 im Konzerthaus, Wien, am 3.10.2023 im Orpheum, Graz, und am 4.10.2023 im Posthof, Linz kann man sie wieder einmal live sehen und sich von ihrer Erscheinung und sanften Liedern verzaubern lassen. It must have been love, but it’s over now.

Rebekka und ich, Graz, am 3. Oktober

Vielleicht stelle ich ihr backstage ein paar Fragen über die Liebe, auf die nicht einmal Gerti Senger Antworten zu haben scheint. Einzig die Zeit heilt alle Wunden, heißt es, oder Shoppen beim Kastner & Öhler.

Mit 53 sieht sie noch verdammt gut aus

Ihr Leben erzählt sie in Songs, zwei pro Ex, einen mit Liebe und einen zum Break-up. Mitte 50 ist sie Single, da ist das so (kann ich bestätigen). Danach will sie den Ex nimmer sehen, mit einer Ausnahme, wo sie sogar seiner neuen Freundin ein Lied geschrieben hat.

Ich kann mich Ludwig Hirsch vollinhaltlich anschliessen: Rebekka, ich liebe dich.

Gerald Ganglbauer

Dhafer Youssef – Street of Minarets

Back Beat
Wien 2023

Dieses Album ist ein Geschenk für Träumer und Kämpfer.
Für Lebenshungrige, die niemals aufgeben.
Für jene, die im Schatten kämpfen, würdevoll, unerbittlich und unsichtbar.
Für einen jungen Dhafer, bewaffnet nur
mit seiner Oud und Notenblättern, in einer eiskalten Nacht in Wien.

Das sind die ersten Worte in Dhafer Youssefs „Geständnis“, einem langen Text, der im Album abgedruckt ist. Es ist seine Geschichte, der berührende Bericht eines tunesischen Teenagers, der seiner Heimat entwurzelt in Wien strandet und sich mit seiner Musik über Wasser hält, bis hin zum Zustandekommen dieses Albums.

Auch in der CD nur mit einer Lupe lesbar

Was für uns in die Schublade Weltmusík gelegt wird, war für diesen Jugendlichen seine Folklore, die er später mit Jazz fusioniert und mit 50 plus auch Dank seiner Freunde aus der internationalen Jazzszene in dem Album „Street of Minarets“ sammelt, das höchsten Hörgenuss garantiert, auch wenn man des Arabischen nicht mächtig ist und noch nie einen Derwisch tanzen gesehen hat.

Die zwölf Kompositionen, so unterschiedlich sie auch sind, stammen allesamt aus der Feder Dhafer Youssefs, der auch die Oud spielt und seinen Gesang unglaublich verändern kann, congenial begleiten ihn dabei große Namen wie Herbie Hancock, Rakesh Chaurasia, Ambrose Akinmusire, Nguyên Lê, Dave Holland, Adriano Dos Santos Tenorio und Vinnie Colaiuta.

Street of Minarets ist Jazz in seiner schönsten Form, Jazz in weltweiter Breite.

Infos – dhaferyoussef.com

Heumond aus Mitteleuropa – Wiedergänger

Moloko Plus Records
Schönebeck 2022

Cover artwork von Sarah Earheart

Keine Rentnerband, ja nicht einmal Frührentner, obwohl sich die steirische Indie Band „Heumond aus Mitteleuropa“ bereits 1997 rund um den damals 17-jährigen Schlagzeuger Thomas Antonic aus Bruck an der Mur formiert hatte und und sich 2008 nach ihrer ersten CD Aus dem Sumpf kommt ein Monster mit einer Fischhaut… …und das ist Liebe, Pumpkin Records, auflöste. Jahre später, im Sommer 2022, trafen sich die Musiker in Wien, um die Band für ein einmaliges Projekt wieder zu vereinen, nämlich ihren unveröffentlichten Songs aus 1999/2000 ein neues Leben zu geben.

Die acht Titel des Albums, Der nächtliche Gast, Die Zerstörung des Ich, Was geschieht mir, Letzte Lockung, Königin, Ophelia, Der Wind hat mir ein Lied erzählt, Komm näher von Martin Urban und Thomas Antonic lesen/hören sich wie vertonte Gedichte an und waren es ursprünglich wohl auch. Es sind allesamt Eigenkompositionen der Band, bis auf “Der Wind hat mir ein Lied erzählt”, einem Text von Bruno Balz und Musik von Lothar Brühne.

Ich kann nicht beurteilen, wie sich die Kompositionen seinerzeit live angehört haben, sie waren damals sicher auf der Höhe der Zeit, Indie Rock eben mit mehr oder weniger sprechender Stimme des Leadsingers, der mit klaren Worten auf die Verständlichkeit desTextes Wert legt, oft noch in Loops wiederholt wird um seine Wirkung zu erzielen. Nebenwirkungen gibts in einer aus zehn Personen auch, ein rhythmisches Zucken der (Tanz-)Beine.

„Wach lieg ich träumend in meinem Bette …“ (in: Der nächtliche Gast), „sexuelle Offenbarung immer weiter, immer weiter, treibt mich voran“ (in: Die Zerstörung des Ich), „wir amüsieren uns zu tode… …ich bin enttäuscht“ (in: Was geschieht mir), seien zur thematischen Orientierung zitiert.

Fotos von der Album Release Show im Wakuum, Graz.

Heumond aus Mitteleuropa sind Thomas Antonic: drums, piano, synth, reed organ, samples, background vocals, Martin Urban: lead vocals, Markus Kertz: guitars und Roland Urban: bass.

Martin Listabarth – Dedicated

Listabarth Records
Wien 2021

Cover von „Dedicated“

„Short Stories“ ist der Titel am Cover des Debütalbums von Martin Listabarth, „Dedicated“ auf seinem zweiten, und beides stimmt. Als ich die zehn Stücke des Wiener Pianisten und Komponisten live im Grazer tube’s erlebte, dachte ich sogleich an Kurzgeschichten, die er mit jeder Taste des Konzertflügels virtuos erzählt. „Dedicated“ ist noch präziser, denn jedes der Stücke ist einer Person gewidmet, die in seinem Leben eine Bedeutung hatte und Inspiration für die jeweilige Komposition war. Eine interessante Liste, von zeitgenössischen Erzählern wie Michael Köhlmeier zu Alan Turing, dem Mathematiker, der den Code der Nazis entschlüsselte, vom Fußballstar Diego Maradona bis zur früh verstorbenen Oma, die er nur von Bildern kannte.

Cover von „Short Stories“

Wie nahe sich Sprache und Musik kommen können, beweist er im letzten Stück, „Dreams of Dreams“, das Antonio Tabucchi gewidmet ist, einem seiner Lieblingsautoren.

Ich hatte mir ein „Köln Concert“ vorgestellt, doch anders als Keith Jarrett unterbrach Martin Listabarth seinen Klaviervortrag zwischen den Stücken und erzählte, wie die Kompositionen entstanden. Das machte ihn sehr sympathisch und baute gleichzeitig eine Brücke ins Publikum. Außerdem blitzte eine weitere Bedeutung des Wortes „Dedication“ durch, denn wie sonst hätte er eine solche Fingerfertigkeit mit den schwarz-weissen Tasten erlangt als durch strenge Hingabe an die Musik. Ach ja, Fußball spielt er auch noch.

Jazz-Pianist Martin Listabarth mit seinem Solo Programm im tube’s und auf martinlistabarth.at

Eran Har Even – World Citizen

Challenge Records
Amsterdam 2020

Ich frühstückte im Retzhof mit den Israelis, die als Shauli Einav-Quintett zum Jazz Festival nach Leibnitz eingeladen waren. Die fünf Musiker kamen aus aller Herren Länder zusammen, der Gitarrist Eran Har Even zum Beispiel lebt in Amsterdam. Beim verabschieden kramte er eine CD aus seinem Gitarrenkoffer: Das ist mein Solo Projekt, hörs dir an. Aber nach einem herzlichen Masel tov! landete das Album vorerst ungehört im Regal und war vergessen. Bis heute.

Als heute Morgen zufällig „World Citizen“ zum Frühstück in meiner Playlist war, horchte ich auf. Jazz genau nach meinem Geschmack. Wer war das?

Eran Har Even als Gitarrist beim Shauli Einav-Quintett

Ich suchte das Album in den Regalen und spielte es mehrmals vollständig von der CD, deren Schachtel aus Plastik, einem Jewelcase, nochmal in einem Kartonschuber steckte, was nicht sehr umweltfreundlich anmutet, und als Verpackung längst vom Digipac abgelöst wurde. Das Artwork war in viel schlichtem Weiß und Beige gehalten und auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber akustisch war die weiße Scheibe jedoch ein Genuss, wie eben die Kompositionen eines Weltbürgers, der, wie ich und viele unserer Generation, alle Landesgrenzen ignoriert hat, unterschiedlichsten Kulturen (und Religionen) begegnet ist und sie schließlich zu seinen macht. Israel ist Heimat, Musik die Welt.

Unterstützt wird er auf dieser Reise von Xavi Torres am Piano, Haggayi Cohen Milo am Bass und dem Schlagzeuger Ivars Arutyunyan, allesamt Namen, die unsereins zwar nicht so leicht im Kopf behält, die man sich aber merken müsste.

Mehr über den Musiker, Komponisten und Musiklehrer – www.eranhareven.com

Genesis – Invisible Touch

Aus dem Archiv: Live in Concert
Wiener Praterstadion, 16. Juni 1987

Schöpfung eines Gesamtkunstwerkes

Seit gut fünfzehn Jahren bin ich vertraut mit den Klanggeweben der britischen ,Tonzauberer, vor zehn Jahren, als sie das legendäre Album … and then there were three … produziert hattten, war ich ein glühender Fan der Herren Banks, Collins und Rutherford, und es waren ihre Textzeilen wie Go West, Young Man … die ich im Kopf hatte, als es mich in die USA zog. Danach hat sich mein Musikgeschmack von der Ö3-Schiene weg entwickelt und ich habe nur mehr am Rande mitverfolgt, wie viele „meiner“ Musiker von der Szene verschwunden sind, von Genesis aber immer wieder Alben auftauchten, die mich zwar aufhören ließen, aber da meist nur die kommerziellen Tracks über Radio liefen, nicht mehr sonderlich vom Hocker rissen.

So war ich also nicht unter den ersten, die sich um Karten zum Open Air im Wiener Praterstadion bemühten, das von den alten Herren zum neuesten Album als The Invisible Touch Tour 1987 über die Bühne gehen sollte. Aber ich habs bei Gott [Genesis: griech. Werden, Entstehen, Ursprung, Schöpfung] nicht bereut, die gar nicht so unsichtbare Berührung der anderen musikalischen und optischen Art über mich ergehen zu lassen. Ein Live Act, der im Spitzenfeld des Erlebbaren angesiedelt werden kann!

Das Fußballfeld ist zwar verlassen und geräumt, die Titel aber sind im Kopf geblieben und in der Erinnerung nicht zu unterscheiden von den in Plattenrillen gepreßten Versionen, so perfekt kamen sie über den Rasen. Das sollte bei dem Großaufgebot an Soundtechnik auch nicht verwundern, doch verdanken wir es nur teilweise den Profis Backstage, die Leistung auf der Bühne hat jedenfalls gestimmt. Phil Collins hatte nicht nur die Drumsticks und das Mikrofon abwechselnd in der Hand, sondern die ganze Zeit auch uns – das Publikum. 

So bestechend der Klangteppich war, den er gemeinsam mit Tony Banks an den Keyboards und Mike Rutherford an den Gitarren aufs Prächtigste vor uns ausrollte, so bezwingend war auch der Charme, mit dem Collins zweisprachig [und das will für einen Briten was heißen …] durch das Programm führte. Der Kontakt, die Berührung war da, unterstützt von einer großartigen Lightshow, die, perfekt programmiert, die [jeweilige] Message optisch umzusetzen verstand: gebündelter gleißender Lichttropfenregen, in Lichtbalkennetzwerke verstrickte schemenhafte Musiker, schwenkbare und höhenvariable Lichtebenen, die jeder Situation angepasst wurden – und natürlich in den richtigen Momenten die obligatorischen Nebelschwaden, die die Fäden aus Lichtbündeln erst plastisch erscheinen ließen [Anmerkung: verglichen mit einer Rammstein Show 2020 steckten visuelle Effekte in den 80ern noch in den Kinderschuhen].

Ein Erlebnis also für die Sinne, ein Gesamtkunstwerk, das etwas in uns hinterläßt, so einen Geschmack nach unbändiger Freiheit, für das wir Collins und seinen Mitstreitern sein höfliches vielen danke, ir seiz leiwand fast schon in echtem Wienerisch mit einem aufrichtigen thanks Genesis, you were great erwidern sollten.

Horst Gerald Ganglbauer

Christian Muthspiel & Orjazztra Vienna – Homecoming [2CD]

Universal Music Group
VÖ: 19. September 2022

Als ich Anfang August „Homecoming“ in der Grazer Oper live hörte, war auf Besprechungen dieses Doppelalbums ein Embargo bis weit in den Herbst. Also nahm ich mir die 2 CD-dicke Box mit nach Hause und stellte sie vorerst ins Regal zu den anderen Warteliste-CDs. Der Name Christian Muthspiel war mir nicht unbekannt – er gehört schließlich meiner Generation an – aber ich konnte keinen Tune mit ihm in Verbindung bringen. Es kann zwar nicht jeder Joe Zawinul sein, dessen „Weather Report“ rund um die Welt ging, aber Ich glaube, dass ich ihn sogar in den 80ern in Graz gehört habe. Eine Zusammenarbeit mit Ernst Jandl fiel mir noch ein, aber das war keine Big Band wie das Orjazztra Vienna.

Das Orjazztra Vienna © Gangway Music Reviews
Christian Muthspiel © ORF Joseph Schimmer

Das ORJAZZTRA VIENNA sind Lisa Hofmanninger, Astrid Wiesinger, Ilse Riedler, Fabian Rucker, Robert Unterköfler, Florian Bauer (reeds), Gerhard Ornig, Dominik Fuss, Lorenz Raab, Alois Eberl, Daniel Holzleitner, Christina Baumfried (brass), Philipp Nykrin (p), Beate Wiesinger (e-b), Judith Ferstl (acc-b), Judith Schwarz, Marton Juhasz (dr, perc), Christian Muthspiel (cond, composition, musical director).

Was mir beim erneuten Anhören dieser Aufnahmen, die im Porgy & Bess inmitten der Pandemie „live ohne Publikum“ entstanden sind, auffällt, ist die Deutlichkeit der Referenzen der Kompositionen zu den Titeln derselben. Namensgebung scheint bei vielen Stücken anderer Kollegen wie zufällig oder nur vom Komponisten selbst nachvollziehbar. Hier erschaffen Instrumente – ein jeweils sechsköpfiger Holz- und Blechbläsersatz, zwei Schlagwerke, zwei Bassistinnen und ein Klavier – ganz ohne Worte Klangwelten, die vom Untergang des blauen Planeten erzählen.

Homecoming, übrigens der einzige Tune ohne Solisten, skizziert das tiefe Gefühl, wieder Daheim zu sein. Von da an gehts bergab, durch die Zerstörung unseres Lebensraumes bis zum letzten Überlebenden, und endet mit einem Requiem.

Die „Lyrics“ übernehmen dabei die Solisten mit unantastbarer Virtuosität. Sie sind großteils eine Generation jünger als der mittlerweile ergraute Meister, aus dessen Feder alle Kompositionen und Arrangements stammen, aber sie harmonieren ganz wunderbar und haben offenbar noch Spielraum für Improvisationen.

Homecoming muss man öfter hören. Die Wucht des Tribal Dance, die Zärtlichkeit der Open Strings. In seiner Diversität liegt die Kraft dieses Albums. Da kann man sich durchaus einbilden, Spuren von Philip Glass gehört zu haben. Gewidmet hat er es den Jazzgrößen Carla Bley und Steve Swallow.

Das Orjazztra Vienna wird im Oktober auf Tournee gehen.
Infos: www.christianmuthspiel.com

Gerald Ganglbauer

C.W. Stoneking & His Primitive Horn Orchestra – Jungle Blues

King Hokum Records
Melbourne 2008

Eine Platte zu besprechen, die älter als das Baujahr meines MINI Countryman ist, gehört nicht zu meinen Gepflogenheiten, aber diesem Mann gebührt eine Ausnahme. Eine Einladung in den Paddo RSL Club erinnerte mich an den Australier, der sich freut, nach der Pandemie endlich wieder auf Tournee gehen zu können. Ich bedauere zwar, dass ich den Gig in Paddington nicht sehen kann, aber dafür habe ich einen ganzen Vormittag lang YouTube Musik Videos angeschaut, wie dieses vom Titelsong der LP.

Für mich ist dieser Export from Down Under gewichtiger als die Bee Gees. Eine Mischung aus Max Raabe und Tom Waits hat auch dieser geschniegelte weiß gekleidete junge Herr eine unverkennbare Stimme anzubieten. Wenn man, wie er, im Northern Territory mit seinem Vater in einem Aboriginal Stamm aufgewachsen ist, wird man entweder Stockman (so nenen Aussies die Cowboys) oder Rockstar. Letztere Laufbahn hat C.W. Stoneking erfolgreich eingeschlagen.

C.W. Stoneking on the mountain view stage, photo by David Owen 2009

Ich kenne übrigens seinen Vater, Billy Marshall Stoneking, ein Schriftsteller und Lehrer, von dem ich einige Poems veröffentlicht habe. Billy war mit seiner Frau aus den USA eingewandert und lebte einige Zeit in Katherine, NT, wo 1974 Christopher William zur Welt kam. 1997 ging C.W. nach Melbourne, wo 2014 das bislang letzte Album, Gon’ Boogaloo, mit seinem Primitive Horn Orchestra erschien.

Jetzt ist er wieder mit der alten Band auf Tournee. Schade, dass ich ihn nicht treffen kann.

Karo Lynn – A Line In My Skin

Strays Don’t Sleep Records
VÖ: 25. November 2022

Ah, das ist eine Stimme! Strays Don’t Sleep Records können sich glücklich schätzen, eine weisse Joan Armatrading in Leipzig entdeckt zu haben. Es ist zwar nicht mehr 1982 in Birmingham, aber ein Neuling ist sie in Deutschland auch wieder nicht. Bis neue deutsche Musikerinnen und Musiker in Österreich ankommen, dauert es wie mit einer Bestellung vom OTTO Versand manchmal eben etwas länger.

„A Line In My Skin“ ist ihr drittes Album, das mit ihrer einzigartigen Stimme traurige Balladen in düsteren Klangwolken und grauen Fotografien von Antje Kröger beinhaltet. Davor war „Outgrow“ erschienen, ein viel schlichteres, beinahe fröhliches Singer-Songwriter Album. Man vermutet eine Zäsur in ihrem jungen Leben. „Are you shaking, or am I“ fragt sie und stellt fest „times transforms“, ihre Lyrics sind voll solcher Andeutungen.

Wenn du jetzt auf die Musik aus Leibzig neugierig geworden bist, das Label wird demnächst eine Single auskoppeln: „when all is still the same“ (VÖ: 26. August 2022). Auf das neue Album wirst du leider noch eine gute Weile warten müssen. Neun Tracks sind fertig gemischt, zwei sind noch in Arbeit. Karo Lynn produziert gewissenhaft und das Warten wird sich lohnen, versprochen!

„when all is still the same – gefangen in einer Endlosschleife; Gedanken, die sich im Kreis drehen und immer wieder zum selben Schluss führen. Und eigentlich ist es sinnlos, das durchbrechen zu wollen, denn egal wie sehr ich es versuche, es zieht mich nur tiefer in diesen Strudel hinein.“

Karo Lynn

The Halo Trees – Reverberations Of A Gloomy Summer

Da mir das 2019 erschienene Album Antennas to the Sky der Berliner Indie Rock-Band sehr gut gefallen hat, mache ich hier ausnahmsweise eine Vorankündigung auf die neue EP und zitiere den Pressetext, ohne das Album gehört oder gesehen zu haben. Es bedarf eines großen Vertrauens, dass ich einen Tonträger vorstelle ohne bemustert worden zu sein, aber in diesem Fall ist es kein großes Risiko, denn irgendwie sind The Halo Trees eine Band, die das Versprechen nach Qualität einlösen.

The Halo Trees veröffentlicht am 1. Juli 2022 als Nachtrag zu ihrem 2021er-Album „Summergloom“ eine EP, die schon anhand des Titels „Reverberations Of A Gloomy Summer“ deutlich als Zwillings-Veröffentlichung erkennbar ist. Die 5 Songs der EP sind alle im Zuge der „Summergloom“-Sessions entstanden, fanden aber aus diversen Gründen keinen Platz auf dem Album – sei es, weil sie stilistisch etwas aus dem Rahmen fielen oder nicht rechtzeitig fertig wurden. So klingt „Reverberations Of A Gloomy Summer“ dann auch etwas experimenteller, vielseitiger und stilistisch freier als das letzte Album. 

Mit dem Portishead-Cover „Sour Times“ sowie den beiden Eigenkompositionen „Nothing More To Worry About“ und „Song Of Compassion“ gibt es auf der CD-Variante zudem noch drei Bonus-Tracks, die es bislang nur als Digital-Releases gab. Alle drei Tracks waren im Vorfeld des Albums „Summergloom“ bereits als Digital-Singles veröffentlicht worden, um die Wartezeit auf den Longplayer zu überbrücken. Für die CD-Version, die somit 8 Tracks enthält, wurden auch Mix und Mastering noch einmal überarbeitet. Die CD ist ausschließlich im Winter-Solitude-Shop sowie dem Bandcamp-Shop der Band erhältlich!

Die CD-Release-Party steigt am 30.06.2022 in der Junction Bar Berlin. Bei dieser Show stellen The Halo Trees auch erstmals ihr neues Line-up vor.

Info: www.thehalotrees.com