Alma – Transalpin

col legno music
Wien 2015

Seit 2011 verbindet Alma volksmusikalische Bodenständigkeit spielerisch mit komplexen Arrangements. 2013 erschien Nativa, deren Debütalbum, und nun legt die Band Transalpin als zweites Album vor.

So weit die Phantasie zu hören vermag lautet das Motto der zart blaugrauen CD, die in der Grazer Postgarage bei Pangea (Weltmusik-Reihe) präsentiert wurde. Dass just zur selben Zeit andernorts der Steirische Geigentag stattfand, war wohl Zufall. Diese drei Geigen, eine Harmonika und der Kontrabass beschallten den 2nd floor unplugged – also ohne den Einsatz jeglicher Mikrofone und Verstärker – und wurden fallweise auch noch von den jungen Singstimmen unterstützt. Das Publikum dankte es mit konzentrierter Stille, in der sogar der Verschluss der Kameras von zwei oder drei Fotografen ab und zu hörbar war.

Die fünf Musiker, ein junger Mann und vier Frauen – die, wie Barbara, eine kleingewachsene Radiojournalistin nach dem Konzert bemerkte, allesamt sogar noch kleiner seien als sie – brauchten nicht mit Körpergröße zu beeindrucken, dennoch bot ich mich an, den Kontrabass zu tragen, was dankend abgelehnt wurde.

Julia (Geige, Gesang) und ihre Schwester Marlene Lacherstorfer (Kontrabass, Gesang) stammen aus Oberösterreich, Evelyn Mair (Geige, Gesang) aus Südtirol, der Hahn im Korb Matteo Haitzmann (Geige, Gesang) ist Salzburger und Marie-Theres Stickler (Steirische Harmonika, Gesang) kommt aus Niederösterreich, und gemeinsam führen sie mit Leib und Seele (con alma y vida) vor, dass zeitgenössische Volksmusik lebt.

Ein umfangreiches zweisprachiges Begleitheft zur CD liefert Texte, Anmerkungen der Künstler und Hintergrundinformationen zu den Stücken und bietet vorweg auch gleich eine blumige Vorbesprechung des „Austrophilen“ Briten Gavin Plumley, der für den BBC und „Musikpublikationen in aller Welt“ schreibt. Ich denke mir, too much information, denn sollte nicht die Phantasie jedes Zuhörers eine „musikalische Seelenwanderung“ durch die Berge entlang eigener Wege begleiten? OK. Man muss es ja nicht lesen, einfach die Augen schließen, zuhören und hoch über die Almen fliegen.

Wer sollte sich nun gleich ein Alma-Album kaufen, ohne die Gelegenheit, sie zuerst live zu erleben? Musiksammler mit breitem Geschmack, in deren Regalwänden zwischen Philip Glass und Hubert von Goisern noch Platz für schräge Klänge ist, die manchmal mit einer Prise Jazz, dann wieder mit Minnesang oder Jodlern gewürzt sind und wohl aus Hausmusik mit offenem Blick in die weite Welt(musik) gekocht wurden. Schmackhaft!

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