A Choir of Ghosts – An Ounce of Gold

Greywood Records
Berlin 2020

Erwartungshaltungen entstehen ganz automatisch, wenn gewisse Worte oder Bilder in einen Zusammenhang gebracht werden. So auch bei diesem Debut Album Release (VÖ: 3.4.2020) das mir Greywood Records schon vorangekündigt hatte und auf das ich aus drei Gründen gespannt war.

  1. Der Name der Band. Unter einem Geisterchor stellte ich mir heulende Stimmen und spirituelles Geschepper vor.
  2. Das Genre. Rock war die Musik meiner Jugend. Ich kenne und liebe Rock und lasse mir da nichts vormachen.
  3. Das Image des Bandleaders. Ein Hard Rocker der Hell’s Angels auf einer Harley.
James Auger aka A Choir of Ghosts

Als die Scheibe im Slot verschwand und das Intro angespielt wurde, blieb noch alles offen. Beim zweiten Track, „Sinner in a Rapture“, könnte es sich um eine schöne Ballade handeln, die, tatsächlich unterstützt von Chorgesang und sattem Schlagzeug, vom Ende der Welt wie wir sie kennen erzählt.

Aber ab dem dritten Track wurden meine Erwartungshaltungen völlig zerstört. Das war nicht das Genre, das drauf stand, das hatte nichts mit Rock zu tun, das war nicht einmal Folk-Rock, das war nostalgischer Folk!

Abdrehen, beruhigen, ich hätte nichts versprechen sollen, am besten gar nichts schreiben, falsche Baustelle, Schwamm drüber und fertig…

Tags darauf wollte ich es mir dann doch nicht so leicht machen und aufgeben. Ein guter Kritiker kann und darf alles besprechen. Ich legte die Scheibe also wieder ein und hörte sie nun als Folk-Platte – und siehe da – mit dem richtigen Genre war sie nicht einmal so übel. Der Bärtige entpuppte sich ab „Outside the Window“ als ganz sensibler Folksinger/Songwriter mit seiner akustischen Gitarre, ein Kuschelbär, der traurige Lieder von Liebeskummer schreibt und die Einsamkeit in der Wildnis im hohen Norden Schwedens besingt. Der Titelsong hat sogar fröhlichen Schwung und lädt zum Mitsingen ein.

Eine Stimme unter vielen, die durch die Live Musikszene von Pubs, Bars und Cafés tingeln und dazwischen mit Straßenmusik die CD verkaufen. Eine gute Stimme zwar, die sich allerdings mit einer tatsächlichen Rockband noch viel besser entfalten könnte.

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