Sleaford Mods – Spare Ribs

Rough Trade
London 2021

Punk war nie mein Ding und Rasierklingen verwendete ich nur zur Nassrasur oder zum Ablösen von Aufklebern, aber das ist lange her und wenn mir Jürgen Rottensteiner eine britische Punk-Band empfiehlt, höre ich sie mir gerne an. Eigentlich machen die einen Mix aus Post-Punk, der längst erwachsen geworden ist, Minimal Electro und Hip-Hop in breitestem Slang. „Mods“, zu Travoltas Zeiten eine Vespa-Roller Gang, hattten die Briten schon länger als „Grease“.

Ich war wohl lange weg, denn die Sleaford Mods, ein Duo bestehend aus Jason Williamson und Andrew Robert Lindsay Fearn, gibt es schon seit 14 Jahren und „Spare Ribs“ ist bereits ihr elftes Album.

Das Seuchenjahr 2020 bot genügend Material, „Corona, Brexit, Johnson, Trump und jede Menge andere Scheiße, die in der Welt vor sich geht,“ um sich daraus 13 leckere Rippchen zuzubereiten. Und egal in welche Schublade man das Album stecken will, das Anhören lohnt, die Beats treiben und ihr fuckin‘ Cockney macht dich smile.

Das Duo aus Nottingham (Pressefoto)

Timelost – Don’t Remember Me For This

Golden Antenna Records
Philadelphia 2019

Das Leben eines Musikjournalisten wird durch präzise Schubladisierung ganz erheblich erleichtert. Laut Pressetext handelt es sich um einen „Shoegazer“, und schon weiß man alles über dieses Album Debüt. Eventuell läßt man sich beim ersten Durchlauf irritieren, ob es nicht doch Noisepop oder gar Post-Punk sei, aber das Album führt melodisch und nostalgisch zurück in die 80-er Jahre. War das damals Dream Pop, Indie oder gar Grunge? Ein gut informierter Kenner der Genres weiss damit alles (und nichts) über dieses Duo aus Philadelphia und ich kann mir weitere Worte sparen. Ich würde dennoch empfehlen, das Album anzuhören und Schubladen dabei geschlossen zu halten. „We didn’t set out for this to be a concept album but there is definitely a theme within the lyrics”, schreibt Bandleader Shane Handal. “We wanted to be honest and wrote what was real to us. It just so happened we both were going through a lot at the time we were writing the album. It’s weird to throw yourself out there to the world and be so vulnerable but it felt honest and real. We wanted to put out a genuine record from the music to the lyrics.“ Also, seid nett zu den Jungs, sie sehen zwar aus wie metalhead „Bad Boys“, aber haben auch schon viel durchgemacht.

Singer and guitarist Shane Handal and drummer Grzesiek Czapla | © Adam DeGross