CD und Vinyl
Wer in der Popmusik überleben will, muss drei Kriterien erfüllen.
1. Die Musik/Besetzung und/oder Stimme muss so unverwechselbar einzigartig sein, dass man sie im unendlichen Musikbrei sofort erkennt, wie zB. David Surkamp (Pavlov’s Dog), Michael Stipe (R.E.M.), Phil Collins (Genesis). Auch Voodoo Jürgens, Klaus Nomi oder Norbert Wally ist bzw war diese Qualität eigen, um auch deutschsprachige Musiker zu nennen.
2. Man muss in der „richtigen“ Stadt leben. New York, Melbourne oder London bieten Musikern unendliche Möglichkeiten an Labels und Venues. Graz, Wies und nicht einmal Wien gehören in diese Kategorie, Berlin vielleicht.
3. Man muss mit Produzenten, Kritikern und MTV Redakteuren „schmoozen“ können, um das jiddische Wort zu bemühen, und mit den wichtigsten Radiostationen auf du und du sein. Auf FM4 gespielt zu werden ist cool, aber noch lange nicht die Welt.
Warum ich diese Präambel zu der Besprechung des zweiten Albums einer Band mache, die ich bislang noch nicht kannte, liegt auf der Hand. Spring and the Land hat diese Stimme, die einen schon im ersten Track, The Meadow, fasziniert und regelrecht überfährt. Die Kopfstimme und und die kleinen Risse und Unebenheiten sind einzigartig und im dazugehörigen Videoclip sehr schön herausgearbeitet.
Warum es diese auch handwerklich sehr gute Formation um Jacques Bush, Gitarre & Gesang und Marino Acapulco, Schlagzeug, (die richtigen Namen sind der Redaktion bekannt) auf der internationalen Landkarte der Popmusic noch immer nicht gibt liegt daher an Punkt zwei und drei. Die Musiker sind Grazer und viel zu sympathisch, um sich auf schmoozen zu verstehen.
Auch Dogboy!, die voraus gegangene Electronic-Formation der beiden mit dem Debutalbum Watersports, das bereits im Jahr 2002 erschienen ist, hat es nie nach Australien geschafft und nicht einmal in Österreich die Charts erobert.
Ich verdanke es Pumpkin Records unermüdlichem Wolfgang Pollanz und seinem kleinen aber feinen Pumpkin Pool Festival am 1. September 2017 in Wies, die Band persönlich kennengelernt zu haben. Nach diesem intimen Gig keimt in mir die Hoffnung, dass es heimische Musiker doch noch schaffen werden, über die Grenzen hinaus bekannt zu sein und mit Popmusik nicht nur zu überleben, sondern wie Sterne zu scheinen.
Band Website – https://www.springandtheland.com/






Am Freitag, 12. Mai 2017 ist es im Dom im Berg soweit. Eine neue Band betritt mit einem CD Release Konzert die Bühne: Leo’n Sky. In Wahrheit ist dieses Sextett den Grazern gar nicht neu, sondern nur der neue Name des jedermann bekannten Outfits von Leo Kysèla, einem Urgestein der Grazer Soulszene, das er gemeinsam mit Joerg Veselka (Gesang und Gitarre) und seinen Freunden Jasmin Holzmann Kiefer (Gesang), Louis Kiefer (Bass und Gitarre), und den Streichern Giorgio und Chris Hammer (Viola und Violine) nun als Gruppe benennt. „Leo im Himmel“.

Es war einem jener glücklichen Einfälle zu verdanken, dass ich die Bekanntschaft mit The Ghost and the Machine machte. Letzten Donnerstag Abend – ich war mit meiner Gang Kegeln gewesen und machte danach einen längeren Zwischenstopp bei IKEA (geöffnet bis 21 Uhr) – wartete ich an einer Kreuzung, als ich spontan die Eingebung hatte, noch bei der Postgarage vorbeizuschauen. Ich zwängte meinen BMW aus der linken Spur, nahm die Abkürzung quer über den Grünstreifen und parkte wenige Minuten später vor dem Venue. Obwohl das Lokal dunkel und verlassen aussah, war ein Doppelkonzert im Gange. Beide Bands (die andere war Town of Saints aus Holland) waren mir nicht bekannt, aber ein gemütliches Sofa direkt vor der Bühne war frei, denn es waren überraschend wenig Zuhörer da, also ließ ich mich hineinfallen und hörte mich ein.
Nick Cave und ich haben einiges gemeinsam: Wir sind gleich alt, lebten beide in Australien und lieben Musik und Literatur und das Internet. Ich habe ihn zwar nur einmal in Wien getroffen, aber ich weiß, dass wir beide auch die dunkle Seite der Welt kennen, wenn wir um einen geliebten Menschen trauern und das öffentlich tun. Ich in Büchern, er mit einem Album wie Skeleton Tree, Trauerarbeit für den Verlust seines Sohnes. Am 14. Juli 2015 verunglückte Arthur Cave tödlich, der 15-Jährige stürzte an Englands Südküste von einer Klippe.
Ich hatte plötzlich Lust auf Pop. Nein, ich werde mein Radio nicht auf Ö3 zurück drehen. Nicht einmal im Auto. Aber ich bin neugierig, was den Erfolg von Popmusik ausmacht und höre einmal genauer hinein. Nach dem Erfolgsalbum „Zaba“ ist nun das zweite Album der englischen Indie-Rockband Glass Animals erschienen. Glass Animals sind eine Band, die im großen, vielfach als eintönig abgetanen Indie-Pop-Kosmos einen ganz eigenen „abgedrehten“ Sound kreiert hat, hört man. Ich kannte sie nicht, aber irgendwie habe ich dabei an Stevie Wonders „The Secret Life of Plants“ (1979) denken müssen, wie es sich heute vielleicht angehört hätte.
Cassius lieben Pop-Musik, die mit Kalifornien in Verbindung gebracht wird – also solche, die beispielsweise Michael Jackson oder die Beach Boys gemacht haben. Auf der anderen Seite lieben sie die Musik der gefeierten Balearen-Insel Ibiza genauso. Dort könne man einen zehn-minütigen Loop eines Dubs spielen, in dem nichts passiert, und die Leute würden immer noch vor Begeisterung durchdrehen. Vor diesem Hintergrund haben Cassius mit „Ibifornia“ einen Ort geschaffen, der Ibiza-Underground-House und das dortige Gefühl von Freiheit mit ihrer Vorstellung von Kalifornien kombiniert. Darüber hinaus sagen die beiden, dass dieses Album zum ersten Mal in ihrer Geschichte mehr ist, als nur eine Aneinanderreihung von Tracks. Da sei mehr drauf los, wie sie gegenüber Pitchfork mit einem Lachen zu Protokoll geben: „Dieses Album inspiriert dazu, über das eigene Leben nachzudenken – dein eigenes Ibifornia zu finden, wenn man so will. Geh da hin und werde glücklich!“
Ein wirklich allerletztes Mal eroberte der Graf im Schweiße seines Angesichts Grazer Herzen. Er sang ein letztes Mal vom kleinen Stück vom Glück und ich war live dabei, als sich UNHEILIG für immer verabschiedete – herzlich, warm und vom Grazer Publikum geliebt bis in alle Ewigkeit. Leider war ich ohne Begleitung in der Stadthalle, hatte sozusagen eine Audienz beim Grafen ohne Fotogräfin, sodass mein neues iPhone zum Einsatz kommen musste.


