Barhill Records
Berlin 2019
Die Fotografie der drei bärtigen Herren erinnert mich an eine Sandsteinwand in Südaustralien, aber wie mir die Fotografin (und Co-Songwriter) Lisa Brehe-Krokowski bestätigt, sei das Foto in der Pfalz an einem kalten Tag im Januar irgendwo im Pfälzer-Wald vor einer Felswand entstanden.
Aber auch den Namen der Band assoziiere ich mit Wolfmother, auch wenn ich gar nicht so vertraut mit deren Œuvre bin, um musikalische Parallelen zu suchen.
Jan Sprengard, Tim Hansen und Matthias Schorr sind jedenfalls Berliner in klassischer Rockband-Besetzung – Gitarre/Gesang, Bass, Schlagzeug – und haben vermutlich nie mit den seit beinahe 20 Jahren erfolgreichen Kollegen aus Erskineville (meiner alten Nachbarschaft in Sydney) zusammen gespielt.
Der Wolf als mythisches Symbol ist jedenfalls beiden gemein, sogar das Echo der zweiten Sonne könnte aus der südlichen Hemisphere kommen. Aber egal, da die Lyrics nirgends zu finden sind, können sie nicht solches Gewicht haben. Indianische Mythologie wird am ehesten noch im Artwork von Timur Khabirov ausgedrückt.

Alternative Rock ist das Handwerk der Musiker, das zu beherrschen sie mit ihrem Debütalbum 51 Minuten lang ausführlich demonstrieren. Mit verzerrter Gitarre, einer Stimme die ein Rudel Wölfe herbeilocken könnte und auch manchmal wie Andrew Stockdale klingt, einem Bass den man im Bauch spürt und harten Schlägen auf die Trommelfelle. Das erwartet man auch von Stoner Rock oder ähnlichem Retrosound bis dann mit „According To The Rule“ ein überraschend sanftes Stück den „Krach“ unterbricht. Beim zweiten Durchhören fiel mir bei „Shapeshifter“ auch Dancing With Wolves ein.
Wäre interessant, die Jungs live zu erleben. Im Moment touren sie durch Deutschland und vielleicht rocken sie auch mal in meinen Gefilden.
Band Info: www.wolfprayer.de


„Time And Tide Wait For No Man“, die erste EP des Berliner Outfits blieb im Vorjahr unter meinem Radar, doch das Debüt-Album „Antennas to the Sky“ erreichte und berührte mich. Vielleicht, weil ich zuerst dachte, Matt Berninger zu hören, dessen Bariton mir schon seit Jahren vertraut ist. Man könne sogar glauben, Sascha Blach, Songwriter und Kopf des Quartetts, versuche sich in einer Imitation des Stils von The National, die er selbst neben Nick Cave und anderen als Vorbild bezeichnet.


Wenn man eine Band sehr mag, den sanften Bariton des Leadsingers Matt Berninger sofort erkennt, so manche Lyrics mitbrummt und den typischen schrägen Bam-bam-beat des Schlagzeugers Bryan Devendorf mitklopft, tut man sich schwer, ein neues Album ganz objektiv zu besprechen. Um es vorweg zu nehmen, beim ersten Anhören hat es mich sogar irritiert. Das stark auf die Stereokanäle links/rechts akzentuierte düdel-di-düdel-di-duit des Openers „You Had Your Soul With You“ (auch als Single-Auskoppelung) macht mich echt nervös.













Paul Berghold, der Drummer der Band, begrüßt mich backstage im p.p.c. wie einen alten Bekannten. Der Grazer ist nicht nur für das Schlagzeug zuständig, sondern auch für das Meet ’n‘ Greet aller Gäste der Album Release Show. Ganz im Stil einer Airline folgt die junge Band den Vorgaben ihres Konzeptalbums „Brian Air“, dem Nachfolger des Debüts vor zwei Jahren. Ich muss zugeben, dass ich High Brian bis dato nicht geortet hatte, freue mich aber, dass sich das nun wie im Flug geändert hat.
Die Welt Matthias Forenbachers ist dunkel, das Album schwarz/weiß, aber damit täuscht der hochgewachsene Kerl mit der atemlosen Stimme, die im Norden Amerikas mit den Bisons zuhause ist und an Bruce Springsteen erinnert. In seinen Lyrics ist viel Farbe. Italien, farbige Eiscreme, nackt badende Männer, zusehende Mädchen, Diplomaten … Er ist ein Storyteller der alten Schule.


Die CD Release Show im Orpheum Extra war ein Erfolg. Das Trio I Love Milk wärmte auf, und nach der Umbaupause eröffneten Miriam Bichler und Fabio Schurischuster den Mainact hinter dem Publikum, bis Bernhard Wimmer mit wuchtigem Drumsolo die Aufmerksamkeit nach vorne lenkte. Gemeinsam mit Albrecht Klinger und Burghart Frauenlob rockte die Band gute zwei Stunden, holte sich zwei Gäste auf die Bühne und gab noch zwei Draufgaben. Barbara Belic postete um 23:47 auf Facebook: “Man sah nachher im Publikum nur glückliche Gesichter”. Soweit zum Konzert.