CoastToCoast Records
Wien 2013
Der Abend war noch jung und so entschloss ich mich spontan, nach der Weihnachtsfeier der Austrian American Association, wo ich die Weizer Autorin Andrea Sailer lesen hörte, einen Sprung in der Postgarage vorbeizuschauen. Dort traf ich Vesna Petkovic, sowie Anita und Günter Brodtrager, die mit Stefan Bauer die Veranstalter der pangea Konzertreihe sind, wo Musik lebt und Volksmusik, Jazz und Pop friedlich koexistieren. Albrecht „Albee“ Klinger von The Base war auch da, der mir ein bisschen über das kommende Album erzählte und Marina Zettl (Wien) und Thomas Mauerhofer, (ebenfalls aus Weiz) betraten gerade die einzigartig durch Lichtketten hinter kupfernen Leiterplatten spärlich beleuchtete Bühne.
Die Namen waren neu für mich, obwohl die beiden – sowohl als Duo und auch als Band – seit 2010 schon drei Alben produziert hatten und Marina seit dem Jazz Sommer Graz anno 2005 in diversen Kollaborationen zu hören war. Seit 2011 unterrichtet die 32-jährige (geboren am 26. August 1982 in Graz) Gesang in Wien. Sogar das Publikum war ein anderes, als ich es in der Postgarage erwartet hätte: Menschen meiner Generation saßen da bequem in rauchfreier Luft und der Beginn war bereits um 20 Uhr angesetzt.
Ich lasse mich also in die gemütlichen Polster sinken und höre mich ein. Die Klänge der 8-seitigen und anderer Gitarren des virtuosen Thomas Mauerhofer ergeben im Zusammenklang mit der quirligen, manchmal gepressten, dann auch mal scharfen und immer klaren Stimme Marina Zettls ein angenehmes Ganzes. Der Unterschied zwischen dem Live-Act und dem Studioalbum „Watch Me Burn“, das ich nach dem Konzert zu Hause höre, ist bei diesen beiden Musikern jedoch gravierend. Auf der Bühne (ohne Schlagzeug) erinnert mich das Paar irgendwie an Angus und Julia Stone, jene Westaustralier, die ich sehr mag und denen ich das Label „Alternative“ geben würde und manchmal kommt auch etwas einer Rebekka Bakken durch, auf dem im Studio produzierten Album (mit Schlagzeug) klingt es jedoch wie Pop, was ich nicht als Kompliment meine. Da braucht sich Marina auch nicht zu wundern, dass sie auf Ö-3 gespielt werden. Natürlich ist es eine Gratwanderung zwischen FM4/Kreativität und Ö-3/Kommerz und man kann es niemandem übel nehmen, die Stücke so zu arrangieren, dass sie leichter verkäuflich sind. Sie ist schließlich eine ausgebildete Jazz-Sängerin (sie studierte 2000–2005 an der Musikhochschule in Graz) und wenn man ein Auge (oder besser ein Ohr) zudrückt, bleiben wunderschöne Balladen, wie „Round & Round“, „Watch Me Burn“ und „Stronger Than Love“, die auf dem Tonträger genau so gut rüberkommen wie auf der Bühne, wo die zierliche Frau sehr sympathisch wirkt.