4AD records
London 2019
Wenn man eine Band sehr mag, den sanften Bariton des Leadsingers Matt Berninger sofort erkennt, so manche Lyrics mitbrummt und den typischen schrägen Bam-bam-beat des Schlagzeugers Bryan Devendorf mitklopft, tut man sich schwer, ein neues Album ganz objektiv zu besprechen. Um es vorweg zu nehmen, beim ersten Anhören hat es mich sogar irritiert. Das stark auf die Stereokanäle links/rechts akzentuierte düdel-di-düdel-di-duit des Openers „You Had Your Soul With You“ (auch als Single-Auskoppelung) macht mich echt nervös.
Aber zunächst sei die weitere Besetzung des Familienbetriebes erwähnt, obwohl das für Kenner der Band hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Bryans Bruder Scott Devendorf bedient den Bass und die Brüder Aaron und Bryce Dessner so ziemlich alle anderen Instrumente. Die beiden notieren auch die Kompositionen, die Texte und Melodien stammen aus der Feder von Matt Berninger, Carin Besser und Mike Mills.
Ich stelle mir vor, dass es vom „Trouble Will Find Me“ Album über „Sleep Well Beast“ bis zum vorliegenden „I Am Easy To Find“ nicht schwergefallen war, die Brotkrumen aufzuheben. Das achte Album klingt anfangs eben wie ein Mix bekannter Soundmodule, bis zur Überraschung:
Duette!
Jede Menge davon und in verschiedenster Besetzung bis hin zum Brooklyn Youth Chorus. Allen voran „Oblivions“ mit der Stimme von Mina Tindle, „The Pull Of You“, mit Lisa Hannigan und Sharon Van Etten, „Hey Rosey“, mit Gail Ann Dorsey (die auch auf anderen Tracks gefeatured wird) und einer Vielzahl fremder Gesänge. „I Am Not in Kansas“ ist eine sehr schöne Verknüpfung mit „Noble Experiment“ in dem gleich drei Stimmen zugezogen werden, nämlich Gail, Lisa und Kate, das einzige nicht aus der Feder der Band. „So Far So Fast“ ist alles andere als fast. Langsame, ruhige Tunes dominieren das Album, wie der Soundtrack zum Film mit Alicia Vikander, die auch das Covermodel ist. Im Titelsong wird von Matt von Kate Stables begleitet. Die Liste der Begleitmusiker ist zu lange um sie alle hier zu zitieren.
Es wundert mich nun nicht mehr, dass Matt nicht auf meine Einladung zu „Parkinsong Duets“ eingegangen ist. Ein bissl geärgert hat es mich zwar, aber die vielseitigen Kollaborationen in diesem Album entschädigen dafür. Mit zwanzig Jahren Bandgeschichte sind „The National“ sicherlich schon in einer höheren League.
Bandseite: American Mary