The Halo Trees – Reverberations Of A Gloomy Summer

Da mir das 2019 erschienene Album Antennas to the Sky der Berliner Indie Rock-Band sehr gut gefallen hat, mache ich hier ausnahmsweise eine Vorankündigung auf die neue EP und zitiere den Pressetext, ohne das Album gehört oder gesehen zu haben. Es bedarf eines großen Vertrauens, dass ich einen Tonträger vorstelle ohne bemustert worden zu sein, aber in diesem Fall ist es kein großes Risiko, denn irgendwie sind The Halo Trees eine Band, die das Versprechen nach Qualität einlösen.

The Halo Trees veröffentlicht am 1. Juli 2022 als Nachtrag zu ihrem 2021er-Album „Summergloom“ eine EP, die schon anhand des Titels „Reverberations Of A Gloomy Summer“ deutlich als Zwillings-Veröffentlichung erkennbar ist. Die 5 Songs der EP sind alle im Zuge der „Summergloom“-Sessions entstanden, fanden aber aus diversen Gründen keinen Platz auf dem Album – sei es, weil sie stilistisch etwas aus dem Rahmen fielen oder nicht rechtzeitig fertig wurden. So klingt „Reverberations Of A Gloomy Summer“ dann auch etwas experimenteller, vielseitiger und stilistisch freier als das letzte Album. 

Mit dem Portishead-Cover „Sour Times“ sowie den beiden Eigenkompositionen „Nothing More To Worry About“ und „Song Of Compassion“ gibt es auf der CD-Variante zudem noch drei Bonus-Tracks, die es bislang nur als Digital-Releases gab. Alle drei Tracks waren im Vorfeld des Albums „Summergloom“ bereits als Digital-Singles veröffentlicht worden, um die Wartezeit auf den Longplayer zu überbrücken. Für die CD-Version, die somit 8 Tracks enthält, wurden auch Mix und Mastering noch einmal überarbeitet. Die CD ist ausschließlich im Winter-Solitude-Shop sowie dem Bandcamp-Shop der Band erhältlich!

Die CD-Release-Party steigt am 30.06.2022 in der Junction Bar Berlin. Bei dieser Show stellen The Halo Trees auch erstmals ihr neues Line-up vor.

Info: www.thehalotrees.com

Wolf Prayer – Echoes Of The Second Sun

Barhill Records
Berlin 2019

Die Fotografie der drei bärtigen Herren erinnert mich an eine Sandsteinwand in Südaustralien, aber wie mir die Fotografin (und Co-Songwriter) Lisa Brehe-Krokowski bestätigt, sei das Foto in der Pfalz an einem kalten Tag im Januar irgendwo im Pfälzer-Wald vor einer Felswand entstanden.
Aber auch den Namen der Band assoziiere ich mit Wolfmother, auch wenn ich gar nicht so vertraut mit deren Œuvre bin, um musikalische Parallelen zu suchen.

Jan Sprengard, Tim Hansen und Matthias Schorr sind jedenfalls Berliner in klassischer Rockband-Besetzung – Gitarre/Gesang, Bass, Schlagzeug – und haben vermutlich nie mit den seit beinahe 20 Jahren erfolgreichen Kollegen aus Erskineville (meiner alten Nachbarschaft in Sydney) zusammen gespielt.

Der Wolf als mythisches Symbol ist jedenfalls beiden gemein, sogar das Echo der zweiten Sonne könnte aus der südlichen Hemisphere kommen. Aber egal, da die Lyrics nirgends zu finden sind, können sie nicht solches Gewicht haben. Indianische Mythologie wird am ehesten noch im Artwork von Timur Khabirov ausgedrückt.

Wolf Prayer | Foto: Lisa Brehe-Krokowski

Alternative Rock ist das Handwerk der Musiker, das zu beherrschen sie mit ihrem Debütalbum 51 Minuten lang ausführlich demonstrieren. Mit verzerrter Gitarre, einer Stimme die ein Rudel Wölfe herbeilocken könnte und auch manchmal wie Andrew Stockdale klingt, einem Bass den man im Bauch spürt und harten Schlägen auf die Trommelfelle. Das erwartet man auch von Stoner Rock oder ähnlichem Retrosound bis dann mit „According To The Rule“ ein überraschend sanftes Stück den „Krach“ unterbricht. Beim zweiten Durchhören fiel mir bei „Shapeshifter“ auch Dancing With Wolves ein.

Wäre interessant, die Jungs live zu erleben. Im Moment touren sie durch Deutschland und vielleicht rocken sie auch mal in meinen Gefilden.

Band Info: www.wolfprayer.de

The Halo Trees – Antennas to the Sky

Winter Solitude
Berlin 2019

„Time And Tide Wait For No Man“, die erste EP des Berliner Outfits blieb im Vorjahr unter meinem Radar, doch das Debüt-Album „Antennas to the Sky“ erreichte und berührte mich. Vielleicht, weil ich zuerst dachte, Matt Berninger zu hören, dessen Bariton mir schon seit Jahren vertraut ist. Man könne sogar glauben, Sascha Blach, Songwriter und Kopf des Quartetts, versuche sich in einer Imitation des Stils von The National, die er selbst neben Nick Cave und anderen  als Vorbild bezeichnet.

Wie auch immer, bewusst oder unbewusst, die Parallelen sind nun einmal gegeben und die Musik der in den Himmel gerichteten Antennen wird dann interessant, wenn sie eigene Signale zurück sendet.

Unterstützt wird der Bandleader dabei mit der Stimme von Kathrin Bierhalter, die auch Gitarre und Violine einbringt, Serdar Uludag am Bass und Stefan Helwig am Schlagzeug.

Das Artwork der CD (auch als LP und Download zu haben) entspricht der Musik, die meist monoton und dunkel ist, melancholisch wie Berlin und das Ergebnis von drei Jahren im (eigenen) Tonstudio darstellt.

Band Website: The Halo Trees

Holler My Dear – Steady As She Goes

Traumton Records
Berlin 2018

Holler My Dear (Laura Winkler, Stephen Moult, Fabian Koppri, Valentin Butt, Lucas Dietrich, Elena Shams) haben nun  nach drei Jahren ihr drittes Album im Orpheum Extra vorgestellt. Beim Launch ihrer zweiten CD Eat, Drink, and Be Merry in der „pangea musik lebt“ Reihe in der Postgarage waren sie mir aufgefallen. Ihre Musik  verweigerte Zuordnung  einer Schublade, also nahmen sie vier: Pop, Swing, Funk, Folk – ich hätte auch noch eine Prise Jazz hinzugefügt.

Steady As She Goes baut auf diese Fundamente, auch wenn der Titel eine ruhige Seefahrt suggeriert. Einen Titel zu wählen, der schon stark besetzt ist, etwa von Hot Tuna und den Raconteurs, ist mutig, abgesehen davon, dass keiner der 16 Tracks an einen Shanty erinnert und außer dem Titelsong und Memories und The Deep nichts mit dem Meer zu tun hat. Aber egal, man muss nicht alles verstehen.

Das Konzert hinterließ jedenfalls wieder eine sehr angenehme Hautsensation. Die sechs Musiker sind alle Perfektionisten, nicht nur am eigenen Instrument, sonder auch Reihum. Stephen Molchans (Trompete) war am Piano zu sehen, am Schlagzeug und sogar als Rapper. Apropos Rap: Laura Winkler, Spitzname „Laus“ hat auch gelegentlich eine schnellere Zunge, als ein Normalbürger zu denken vermag. Eine Herausforderung, will man mitsingen.

Übrigens hat sich Lucas Dietrich vom U-Bass  getrennt, spielt aber immer noch eine kleinere Version eines E-Bass. Ist auch praktischer zu transportieren und klingt besser. Na dann.

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