Thilo Seevers Ensemble – Storytelling

TUN Records
Graz 2018

„Das Einzigartige an der Short Story ist, dass wir alle eine erzählen, leben, niederschreiben können“, schrieb Christina Stead, die australische Romanschriftstellerin. Nachzulesen in Michael Wildings Einführung zu Air Mail from Down Under, einem Band voller Kurzgeschichten, erschienen vor vielen Jahren in einer anderen Welt. Aber Geschichten lassen sich nicht nur am Lagerfeuer weiter erzählen. Zur litarischen Ausdrucksform gesellt sich beispielsweise Ausdruckstanz, den schon Urvölker wie die Aborigines praktiziert haben, bis zur Musik, wie jener des jungen deutschen Pianisten Thilo Seevers, der stolz auf eine Ausbildung an der Grazer Kunstuni zurückblicken darf.

Sein Ensemble, zu dem die großartigen Musiker Ivar Roban Krizic (Bass) und David Dresler (Schlagwerk) zählen, hat mit „Story Telling“, Anfang 2018 schon das zweite Jazz Album aufgenommen, wobei er mir persönlich bisher nur als Keyboarder bei Luka Sulzers Saint Chameleon bekannt war.

Ich hatte im Generalihof Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten und zumindest ein halbes Konzert bis zum urplötzlich im zweiten Set einsetzenden Regenguss live zu erleben – und es bis unter die Haut zu genießen.

Tse im Generalihof, in der Gamsbart Jazz Reihe | Foto © 2019 Gerald Ganglbauer

Die wertvollen Instrumente mussten schnell ins Trockene gebracht werden, und auch ich musste das Verdeck meines Cabrios rasch schliessen. Als Trost gab es für die zahlreichen Besucher CDs zu erwerben, die das Open Air Konzert digital vervollständigten.

Vielleicht höre ich ihn auch bei einem Saint Chameleon Auftritt, deren Debütalbum „Mockingbird“ (auch vom Vorjahr) mir bisher noch nicht unter die Finger gekommen ist. Dabei kenne ich die Band schon seit fünf Jahren und vielen Gigs. Auch gut. Ich werde allenfalls berichten.

Band Info: www.thiloseevers.com

80 Jahre Wolfgang Dauner – Das Jubiläumskonzert

80 Jahre Wolfgang Dauner – Das Jubiläumskonzert heißt das neue Album Dauners, mit dem der SWR sein Lebenswerk ehrt. In der Tat ist es das Beste aus den zwei Konzerten vom 23. und 24. Jänner 2016 im Stuttgarter Theaterhaus; und das gleich mit zwei Dauners: auch Sohn Florian Dauner ist Musiker, am Schlagzeug, wenn es nicht gerade von John Hiseman bedient wird.

Ich habe den deutschen Altmeister (Jahrgang 1935) einmal mit dem Bassisten Eberhard Weber im United Jazz & Rock Ensemble erlebt, aber nie Solo. Deshalb bin ich dankbar für dieses Tondokument, das man unter die großen Jazzpianisten wie Friedrich Gulda, Keith Jarrett oder Herbie Hancock einreihen kann.

Das Konzert wird mit der Eigenkomposition Drachenburg eröffnet, einem wunderschönen Solo am Piano, auf Track zwei begleitet ihn bereits Flo am Schlagzeug und auf Track drei arbeitet Dauner am Keyboard eines Moog Synthesizers, was seine Grenzüberschreitungen Richtung Fusion und Jazzrock bestätigt. Aus jungen Jahren werden Happenings mit seinem nackten Schlagzeuger Fred Braceful im Wolfgang Dauner Trio kolportiert; die habe ich leider versäumt und das wäre auch eine ganz andere Geschichte. Aber all die großen Namen des deutschen Jazz sind da: Albert Mangelsdorff steuert z.B. seinen Wheat Song bei, Christof Lauer ein großartiges Sopran Sax und u.a. gibt es sogar ein Tribut an George Gershwin zu hören.

Vater und Sohn

Das United Jazz & Rock Ensemble gibt es bereits in Second Generation auf dieser CD und Dauner und die Jungen fetzen so richtig los. Ein Jazz Album, das keine musikalischen Wünsche offen lässt und wieder einmal aufzeigt, wie breit das Œvre tatsächlich ist.

 

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