Der Klarinettist Moritz Weiß gilt als der Inbegriff von steirischem „Klezmer“, den er mit seinem Trio in jiddischer Tradition, durchmischt von contemporären Experimenten sehr lebendig darbietet. Dieses Album fällt aus der Reihe, greift es doch auf die mittelalterliche Musik der Hildegard von Bingen zurück. Ein derartig multikulturelles Oratorium bekommt man selten zu hören, obwohl mir Musiker einfallen, auf die man durch unkonventionelle Kollaborationen aufmerksam wurde. Jan Garbarek sei erinnert mit Officium, einer Fusion von Jazz mit Gregorianischem Gesang. Ähnlich geheimnisvoll mutet diese 54:55 lange Komposition in drei Sätzen an, die vor allem durch die Stimmen von Momentum Vocal Music verzaubert.
Ursprünglich bezog sich der Begriff klezmer auf die Musiker. Erst seit der Wiederbelebung dieser Musik in den USA in den 1970er Jahren wird der Begriff zur Bezeichnung der musikalischen Stilrichtung verwandt. Bis dahin wurde diese Musik zumeist „jiddische“ Musik genannt. Unter Klezmer versteht man vorwiegend instrumentale Musik. Daher ist „Vocal Klezmer Sounds“ eine Ausnahme mit Seltenheitswert. Kein Lebender weiss, wie sich „Alte Musik“ anhörte, man kann sich nur aus Überlieferungen und den Instrumenten der Zeit eine vage Vorstellung davon machen. Dem künstlerischen Leiter Simon Erasimus scheint das gelungen zu sein.
Die Besetzung: Moritz Weiß – Klarinette, Komposition, Georg Kroneis – Viola da Gamba, Stefan Steinhauser – Gitarre, Maximilian Kreuzer – Kontrabass, Momentum Vocal Music – Stimmen.
„Mit unserem 16. Werk, einem einerseits kreativen Future-Ausblick und einem andererseits mit vielen emotionalen Erinnerungen verbundenen History-Rückblick wollen wir uns nach 40 Jahren von der Rock & Pop-Album-Szene verabschieden,“ schreiben die vier Mannen im aktuellen Doppelalbum, wobei ich mich frage, wo die anderen Platten geblieben sind, die mit ihrem Debütalbum „Daydreams“ (1980) und der bis heute unübertroffenen LP „Eleven“ (1982) den typischen Opus-Sound festgelegt haben. In der Hauptsache war es der hohen Stimmlage des 1979 per Inserat gefundenen Lead Singers Herwig Rüdisser zu verdanken.
1973 gründete der Ex-Sängerknabe Walter Bachkönig eine Garageband mit Ewald Pfleger und Kurt René Plisnier und die spielten landauf landab das Burgenland und die Steiermark. 1977 war ich im Schlosspark von Kohfidisch beim ersten großen dreitägigen und völlig verregneten Open Air Festival, dort sind Opus noch in der Urbesetzung aufgetreten. Zum von Opus 1978 selbst organisierten Austria Rock Festival in Pinkafeld nahm ich schon ein paar Freunde im Renault 12 mit. Wir teilten uns den Sprit aber fuhren den Tank dennoch leer und schliefen im Acker bis die Tankstelle aufsperrte. Nach der Matura studierte ich Verfahrenstechnik an der TU um die Welt zu retten. Beim Besuch aller erreichbaren Jazz, Rock, Blues und Folk Festivals lernte ich unter anderen Bands auch Opus aus nächster Nähe kennen. Die unkonventionelle Lebensart der Musiker fand ich sehr attraktiv, weshalb ich von der Technik an die Uni wechselte um Kulturjournalist zu werden. Aber das ist eine andere Geschichte.
1984 gelang Opus dann mit „Live is Life“ eher zufällig ein Welthit, den die Spatzen auch heute noch überall von den Dächern pfeifen und der Jahr für Jahr ein schönes Sümmchen an Tantiemen beschert. Geld hat offenbar träge gemacht. Nach einer mit Outzeiten durchlöcherten Periode und Alben, an die sich nicht mehr viele erinnern, weil jeder bei der Erwähnung der Band automatisch „Na – na, na – na – na, all together now“ im Ohr hat, ist ihnen mit „Magnum“ wieder ein sehr solides Album gelungen. Vielleicht hat die Pandemie gedrängt, an die Altersvorsorge zu denken.
Aber zurück zu „Magnum“. Während sich in 40 Jahren meines Lebens die Welt nicht nur geografisch mehrmals verändert hat, hören sich die neuen (FUTURE) Opus fast so an wie die alten (HISTORY) Opus. Ich hatte die Band für gut 20 Jahre aus dem Radar verloren. Auch der Großteil der Fans beim letzten Konzert in der Grazer Oper war etwa im Alter rund um die Pensionierung, wie Herwig Rüdisser in seiner launigen Moderation feststellte. Gibt es keine Evolution im Austropop? Stirbt die Generation mit dem Retrosound in einer sich verdünnenden „Opusphere“ (Titel Track 1) langsam aus?
Das wird wohl erst die nächste Generation beantworten können. Ewald Pflegers Nachwuchs ist ein gutes Beispiel. Hören wir also zu, wie Paul in die Zukunft rockt.
Auf diese Platte war ich schon sehr neugierig. Bin ich doch alt genug, stolzer Besitzer einer LP von Frumpy zu sein. Um es zu präzisieren: zu meiner Plattensammlung gehört auch eine aus blau-schwarzem Vinyl gegossene Scheibe mit dem schlichten Titel „Frumpy 2“.
Verpackt in 8 runde auseinander faltbare Blätter in einer halbrunden Plastiktüte war das seinerzeit Krautrock vom Feinsten, featuring die 25-jährige Inga Rumpf. Die Aufnahmen datieren aus dem Jahr 1971 und diese Platte ist ein echtes Sammlerstück deutscher Rockmusik, für das heute € 70 und mehr auf den Tisch zu blättern sind.
Aber wie hört sich die junge Rockröhre (geboren 2. August 1946 in Hamburg) im direkten Vergleich fünfzig(!) Jahre später an, mit 75! Rockmusik ist ein Jungbrunnen. Ich packe das 8-seitige Gehäuse zweier CDs sogleich auseinander und lege die erste CD, „Universe of Dreams“ in den Player, die LP auf den Plattenteller und höre sie abwechselnd durch. Wow. Ingas Stimme ist nach wie vor unverkennbar, wenn auch gealtert, nein, gereift trifft es besser. Wie geschaffen für den Blues. Eine großartige Scheibe.
Die zweite CD, betitelt „Hidden Tracks“ ist für meinen Geschmack zu sehr all over the place und klingt stellenweise wie Nutbush City Limits. Die ersten vier Lieder stampfen daher wie die einer weissen Tina Turner in New York 1987/88, bis zu Falling in Love, wo man eine Gospel Vergangenheit heraus hören könnte. Muss am Hamburger Studio liegen. Und der Mood des Mix Albums wechselt wieder, bei A Woman in Love wird man an Nina Simone erinnert, Right On – Let Your Body Move ist funkig und gut tanzbar.
Ich bin kein Freund derart unhomogener Alben. Kann es auch nicht sein, da die Pieces aus verschiedenen Epochen (1987 bis 2021), Besetzungen und Studio Locations herrühren. Wahrscheinlich wollte Inga ihr breites Œuvre und ihre stimmliche Vielseitigkeit mit dieser Bonus CD demonstrieren. Mit dem letzten Tune, What a Wonderful World wird man jedenfalls wieder mit dieser Welt versöhnt. Oh Yeah.
Das zweite Album der „Schnöselpunker“ erschien zwar schon am 1. 10. und hatte seine Release Show am 14. 10. im Chelsea in Wien, mit einer Besprechung wollte ich dennoch auf ihren Auftritt im Orpheum am 21. 10. warten (bei dem Heast! / Platoo Konzert war Kahlenberg als Begleitband von Der Nino aus Wien in Graz)
Nix. Es gab leider eine Terminüberschneidung, und die Jahrestagung der Österreichischen Parkinson Gesellschaft hatte Vorrang. Während ich also meinen „Parkinson Blues“ unter die Neurologen mischte, wärmten Kahlenberg die Grazer für den Nino auf und taten das wohl auf sehr ähnliche Art und Weise wie der Erfinder des Raunzens himself.
Die neue LP, in schlichtem durchsichtigen Vinyl gehalten, eröffnet mit der (frauenfeindlichen?) Zeile „Ja guten Tag die Herren, kommen sie weiter“ und erklärt uns in weiterer Folge, dass „Hab und Gut und Bösendorfer“ in der Allee stehen. Alles wegen der Helene. Doch wir können dazu nur tanzen und empfinden keinerlei Mitleid mit dem Protagonisten. Ich bin etwas befangen, da ich als ehemaliger Wiener das „Raunzen“ sehr gut verstehe, so wie es jedem echten Wiener mit der Mutttermilch verabreicht wird. Beim Betrachten des Covers muss ich spontan an „Striezel, Spritzstrauben, Strudel“ denken, ein Minidrama von Margret Kreidl.
Was für Nicht-Wiener schon im Wortschatz exotisch / metaphorisch / affengeil / süß klingt, verliert mit „Wiener Zucker“ (der in der Metropole sogar ins Dressing für Blattsalat kommt) nach einigem Hören viel von seinem Reiz. Das unterstellte Rezept geht nicht auf, mit zehn relativ kurzen Nummern zehn Ohrwürmer zu schaffen. Dabei gebe ich zu, dass die Platte Spaß macht, auch weil man sie öfter als erwartet umdrehen muss. Die Lyrics sind ja doch affengeil, und zwischen den Albumdeckeln liegt ein Zehnerpack voll von Ironie. Die Musik bewegt nicht nur das Tanzbein, sondern jeden Muskel im Körper, was uns von Neurologen auch dringend angeraten wird, wie ich auf der Tagung erfahren konnte.
Ernst Molden, der Nino aus Wien und Marco Wanda sind bereits Fans der Kahlenberger rund um Sänger Frank Hoffmann. Die „Schnösel“ Raphael Sas (Gitarre), Dominik Mayr (Bass), Dominik Bayer (Keyboard) und Wolfgang Kanduth (Schlagzeug) kommen allesamt aus dem Wiener Nobelbezirk Döbling, da wo’s der Papa schon richten wird. Oder?
Scheint nur, dass sich die „Berufssöhne“ fürs dritte Album nicht einig werden konnten, ob es stilistisch Richtung Schrammeln oder Kaffeehauspunk gehen soll. Schon aus dem Grund hätte ich sie sehen wollen … aber mein bescheidener Wunsch wurde bekanntlich von der Neurologentagung durchkreuzt. Diesmal.
In Wien ist sie gut bekannt als Theaterregisseurin (Anna Marboe) und Liedermacherin Anna Mabo (verkehrt herum Obama, wie sie uns als Merkhilfe vorschlägt) – aber in Graz kennt sie niemand. Das sollte sich ändern. In der spärlich besuchten Scherbe stellte sie sich zum allerersten Mal dem Grazer Publikum vor und wurde von einer kleinen, größtenteils weiblichen Fangemeinde begeistert empfangen und beklatscht.
Was auch nicht verwundert, denn die Texte der 25-jährigen sind als „Wienerlieder ohne Wiener“ zu verstehen, morbid und auf den Hund gekommen (Die Oma hat die Susi so geliebt, so auch der Titel des Debüt Albums, 2019) und ironisch (Eifersucht). Die Feministin klagt, dass ihre begleitende Männerband, Die Verzerrten um Ernst Molden, nie Zeit hätte. Vielleicht ist sie die Alice Schwarzer zu Voodoo Jürgens und dem Nino aus Wien.
„Notre Dame“ ist ihr soeben erschienenes zweites Album, das angeblich mit fetter Band aufgenommen wurde. Ich habe es nicht gehört. Aber Liedermacher brauchen keine Band. Anna Mabo, ihre Gitarre und Mundharmonika sind genug, einen amüsanten Abend zu gestalten, der durch die witzreiche Moderation beinahe zu einem Kabarettprogramm wird, mit Lachern, als die selbstbewußte junge Frau an einer Textstelle aus einem Kratzer spontan einen Grazer werden ließ.
Was für ein geiles Album! Erst dachte ich, Ripoff Raskolnikov zu hören, doch der ist ja in Ungarn, und Mäkkelä ist Finne, wie sich unschwer aus seinem Namen ableiten lässt.
Nun gut, ich bin bis Anfang Oktober offline, werde aber nach dem Leibnitzer Jazz Festival und dem steirischen herbst hoffentlich Zeit für eine Besprechung dieser CD finden.
Inzwischen: anhören!
Das passiert also, wenn man seinen Hund und eine Schreibmaschine auf Tour mitnimmt. Man kommt mit einem fantastischen Album nach Hause und geht damit ins Recording Studio solange dir Erinnerung frisch ist. Dann schreibt die Presse: „Seit Jahren konsequent an jeder Erwartungshaltung vorbei, ist der Finne Mäkkelä zweifellos einer der derzeit interessantesten Künstler der europäischen Songwriter-Szene. Schmerzhaft schöne Songs zwischen Folkpunk-Attitüde, Storyteller-Tradition und Vaudeville-Charme, gereift auf endlosen Tour-Kilometern quer durch Europa und darüber hinaus. Mäkkeläs konsequent am Mainstream Vorbeischrammen, brachte ihm zwar über die Jahre einen Kulturpreis der Stadt Nürnberg, eine Nominierung für den Deutschen Folk Award und eine loyale Anhängerschaft ein, für die breite Masse ist das aber nach wie vor einfach zu sperrig. Besserung eher nicht in Sicht. Emotionale Shows irgendwo zwischen Strummer, Cohen und Waits.“
Solcherlei euophorische Kritik kann man auf der Website des Geschichtenerzählers und 21st Century Bluessingers Mäkkelä lesen, während man seine Tracks durchhört, und man muss den Kollegen recht geben. Außer dem oben schon erwähnten Ripoff Raskolnikov und vielleicht noch der Schottin Rachel Sermanni kenne ich niemanden, der den Folk Noir so überzeugend vermittelt, wie Mäkkelä, muss aber gleichzeitig gestehen, dass das nicht meine urtümliche Musikrichtung ist. Gut möglich dass man auf Folk Festivals noch mehr solch großartiger Musiker trifft.
Und das ganz ohne Strom. Sollte man sich noch reinziehen.
Die Hieroglyphen Reinhard Artbergs am Album Cover „trompeten“ ein verschlüsseltes Rätsel hinaus: Achim Kirchmair, Bandleader des Trios mit Ali Angerer und Andjelko Stupar, holt sich als vierten Mann den Slowenen David Jarh. Ob er der geheimnisvolle Sonnenbewahrer ist? Seine samtene Trompete fügt sich jedenfalls wohltuend in die Klänge des Tiroler Gitarristen mit Grazer Vergangenheit und serbischem Rhythmus. In diesem Zusammenhang ist vielleicht interessant, dass ich gerade dieses Album auf der Rückreise von einem Trip ans Meer im Auto hörte. Mit dem Tempomat auf 130 hat es mich auf der Autobahn von Laibach bis Marburg begleitet.
Anders als „Going to Ladakh“, dem letzten Album des Trios, das allein durch die Instrumentierung (Tuba, Gitarre und Schlagzeug) schon unkonventionell klang, fühlt sich der Hörer in „Sunkeeper“ in einer Wolke traditionelleren Jazz, der in seiner Leichtigkeit behütet und sich jedem Tempo anpasst. In den zart gewebten Kompositionen, die zum Großteil aus der Feder Achim Kirchmairs stammen, kommt es immer wieder zu Dialogen zwischen Gitarre und Trompete, ohne sich spielerischer Freiheiten zu verwehren. Die akustische Klammer dafür wird wie bisher vom erprobt kompetenten Schlagzeuger Andjelko Stupar und dem Bassisten Ali Angerer geformt, der für dieses Album die angestammte Tuba gegen ein Saiteninstrument eingetauscht hat.
„Sunkeeper“ ist ein sanft schwebendes, leichtfüßig schönes Jazz Album, das auf eine weitere Zusammenarbeit der vier Herren nach dem Ende der Pandemie hoffen läßt.
Das Genre „Alternative Deutsch“ ist immer wieder für Überraschungen gut. Nächste Woche erscheint in dieser Schublade das Debütalbum einer fünfköpfigen Band aus Wien mit dem seltsamen Namen PATIRI PATAU (immer in Großbuchstaben), die Texte des Kabarettisten Homajon Sefat musikalisch so wunderbar einbettet, dass sie sich in seiner Stimme wie Gedichte anhören. Da spielt es keine Rolle, dass er nicht wirklich Gesang studiert hat. Sagt ja keiner, dass ein Kabarettist singen können muss. PATIRI PATAU (aka Die schönste Band der Welt) wollen eh nicht in eine Schublade gestopft werden.
Es begann, glaube ich, vor ein paar Jahren mit dem Nino aus Wien, der, weder mit ausgebildeter Stimme, noch durch herausragendes Gitarre-Spiel glänzte, die Lyrics in einem geraunzten Sprechgesang rezitierte. Mittlerweile gibt es einige Bands, die keinen Freddie Mercury haben, aber dennoch in jedem Detail verstanden werden, was auch auf PATIRI PATAU zutrifft, deren Lyrics allesamt deutsch sind. Die Platte könnte ein Prolog zum Kabarett-Programm SOLO sein. Selbst wenn wir near native English sprechen, erkennen wir in der Muttersprache auch noch die nuancenreichsten Emotionen. Peter Weibel hat mit dem Hotel Morphila Orchester bereits 1975 ähnliche Zeilen aus seiner Seele gequetscht, wie das unvergessliche „Liebe ist katastrophal, Liebe ist ein Hospital“.
„Der Sommer ist vorbei und keiner geht hin“ (Weiße Wände)
„Ja, Liebe macht blind Seit ich dich kenne, habe ich sieben Dioptrien“ (Jalousie)
„Ich bin arm, und geizig Deshalb heiz‘ ich mit Briefen Die du nie schreibst“ (Von Währing nach Kritzendorf)
„Ich bin für dich da Außer ich bin nicht da“ (Hemd)
„Was man nicht kleben kann Muss kaputt bleiben“ (Avocados)
„Noch ein Kuss, dann ist Schluss“ (Entschleunigt)
Das sind kabarettreife Ansager, die sogar aus dem Kontext gerissen wirken. Irgendwer hat sie als „Poesie in der scheinbaren Banalität des Alltags“ bezeichnet. Kommt hin. Die Platte könnte daher als ein Prolog zu Homajon Sefats Kabarett-Programm SOLO gesehen werden, (wo übrigens ein alter Bekannter Regie führt) steht aber unabhängig im Raum.
Auch die visuelle Seite der Band ist schräg, sonnengelb mit unscharfen Fotografien, die wirken, als ob sie aus den 50er oder 60er Jahren (der Jugend des Schreibers) stammten. Eine Frage bleibt ungeklärt: Wer zum Teufel ist Swoboda?
Die einzige Referenz zur gegenwärtigen Pandemie findet sich in den letzten vier Zeilen von Entschleunigt, die auch meinen Beitrag zu Ende bringen.
Nein, wach waren wir nie Wir schlafen schlecht Mit Corona kam die Einsamkeit Nie wieder Nachtdienst
Das Phänomen „Deep Purple“ lässt sich am besten mit der Relativitätstheorie erklären. Man nehme eine britische Rockband in den 70ern, und schicke sie – whoosh! – mit Lichtgeschwindigkeit auf eine Zeitreise durch den gekrümmten Raum des Rockuniversums, dann wird sie scheinbar um nichts gealtert bei ihrer Rückkehr genau so klingen wie zuvor, während ich ein alter Mann geworden bin. So oder so ähnlich hat Albert Einstein sich das ausgetüftelt um die Zeit zu relativieren.
Ich hatte das Privileg, diese Band als Teenager in Graz live zu erleben, und kann die Theorie nun im Vergleich bestätigen. Die Hardrocker um Sänger Ian Gillan, Roger Clover (Bass) und Ian Paice (Schlagzeug) klingen nach einem halben Jahrhundert ebenso frisch wie am ersten Tag, wenngleich sich auch nach dem zweiten Durchhören noch keine so unverkennbaren Riffs eingeprägt haben, wie das auf der Hammond-Orgel getastete Bam-bam-bam in „Child in Time“ oder das Gitarren-Riff zu „Smoke on the Water“, in dem wohl jeder über 50 sofort und ohne Zweifel Deep Purple erkennt. Schade, dass Bandgründungsmitglied Jon Lord 2002 verstorben ist. Für ihn ist Don Airey zur Band gekommen.
Ich weiß nicht, ob die heutige Jugend mit Hardrock so vertraut ist wie unsere Generation, denn „Made in Japan“ (1972) fand sich in der Plattensammlung jedes Babyboomers, und ich habe sogar noch die LP „Shades of Deep Purple“ (1968). Nun liegt mit „Whoosh!“ das 21. Album vor, gepaart mit einer violetten DVD mit einem Interview und einem Live Konzertmitschnitt vom Hellfest 2017, und setzt damit ein kräftiges Lebenszeichen dieser Musikrichtung(en). Ich bin überzeugt davon, dass Rock (Hard Rock, Heavy Metal, Rock, Progressive Rock, Bluesrock, Funk Rock) Schulter an Schulter mit Jazz und Classics – fester Bestandteil der Musiklandschaft dieses Planeten bleiben wird. Deep Purple sei gedankt.